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Top-Thema in unserer Praxis: Ernährung

Wie wird der Hund art- und bedarfsgerecht ernährt?

dog holding bowl in mouth. isolated on white backgroundSehr häufig werden wir in unserer Praxis auf die Ernährung des Hundes
angesprochen. Welches Futter, welche Futtermenge, welche Art der Fütterung ist
für den Hund gut und richtig?

Diese Fragen lassen sich nicht allgemein und einfach beantworten. Es kommt natürlich
immer auf den Hund an: welches Alter hat der Hund, gibt es Grunderkrankungen,
Allergien, Futtermittelunverträglichkeiten? Ist der Hund eher ein Sportler oder ein
gemütlicher Vertreter? Und dann geht es auch darum, wozu der Besitzer bereit und in der Lage ist: Wie ist der finanzielle Rahmen? Wieviel Zeit gibt es zum eventuellen Selberkochen bzw. Barfen? Was passt in den Familienalltag bzw. Tagesablauf?Welche Art der Fütterung gefällt einem besser?

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Für uns hat es natürlich Priorität, dass der Hund mit seinem Futter bedarfsgerecht ernährt ist und er sein Futter gut verträgt. Ob dies mit Fertigfutter oder Selbstgekochtem oder mit Barfen erreicht wird, ist für uns nicht so wichtig. Hauptsache: dem Hund geht es gut!
Der Futtermittelmarkt ist riesig und für den Laien inzwischen oft undurchschaubar geworden. Es wird um Marktanteile gekämpft, Millionen werden jedes Jahr für die Ernährung unserer Haustiere ausgegeben. Somit werden Trockenfutter, Dosenfutter, Rohfleisch und Futtermittelzusätze angepriesen, und natürlich soll alles „das Beste und einzig Wahre“ für den vierbeinigen Freund sein!
Futterverkäufer, Tierarzt, Hundetrainer, Züchter, andere Hundebesitzer… alle haben eine eigene Meinung zur Art der Ernährung. Leider gibt es inzwischen regelrechte „Glaubenskriege“ mit missionarischen Zügen, nur die eigene Fütterungsart ist die Richtige, alles andere wird verteufelt und schlecht gemacht.
Wir sind der Meinung, dass jede Art der Fütterung ihre Daseins-Berechtigung hat! Die Rohfütterung liegt im Trend, da immer mehr Tierbesitzer von „natürlicher Nahrung“ überzeugt sind. Wenn man beim Barfen auf die richtige Zusammensetzung achtet, kann man seinen Hund damit gut ernähren. Die meisten Fertigfutter sind heutzutage so hochwertig und ausgewogen, dass man auch hiermit seinen Hund gut ernähren kann.
Nachfolgend möchten wir Ihnen ein paar Informationen und Tips geben, damit Sie sich im „Dschungel der Ernährung“ ein wenig besser zurecht finden.
BARF
Bones And Raw Food (Knochen- und Rohfütterung), häufig falsch „übersetzt“:
„Biologisch artgerechtes rohes Futter“

Das Futter basiert auf:
– Innereien (Hühnermägen, Leber, Pansen, Herz, Gurgel und Schlund)
– Fleisch und Knochen (wie Hühner- und Putenhälse, Hühnerrücken, Brustbein von Rind, Huhn, Pute, Schaf, Pferd, Ente sowie Wild), nie rohes Schweinefleisch (Gefahr der Übertragung der Aujeszkyschen Krankheit)
– ergänzt mit Gemüse, Obst und Zusätzen

Die Umstellung auf Rohfütterung sollte schrittweise geschehen, um Verdauungsbeschwerden wie Durchfall oder auch Verstopfungen zu verhindern. Man beginnt mit gegartem Futter und reduziert dann die Garzeit schrittweise, bis eine reine Rohfütterung vorliegt. Dabei können alle Fleischteile des Tierkörpers und auch Fisch verwandt werden. Neben reinem Muskelfleisch sollten auch Fett und Innereien enthalten sein. Bitte nicht zuviel Leber verfüttern! Ausreichend ist ca. 1g Rinderleber pro Kilogramm Körpergewicht des Hundes pro Tag. Getreide sollte man erhitzen, da ansonsten die Kohlenhydrate nicht ausreichend aufgeschlossen werden. Die Folge wäre Durchfall.
Gemüse kann roh, aber auch püriert oder blanchiert sein. Zerkleinerung erhöht die Verdaulichkeit von wasserlöslichen Vitaminen und Pektin. Um fettlösliche Vitamine aufnehmen zu können, muss gleichzeitig Öl gegeben werden.
Folgende Vorteile hat das BARFEN:
– Zutaten werden in der Regel selber eingekauft und zubereitet, so weiss der Besitzer was er seinem Hund zu fressen gibt und kann die Fütterung individuell einstellen
– das Kaubedürfnis wird stärker befriedigt
– große Futterstücke und Knochen können zur Zahnpflege beitragen, da der Kauaufwand erheblich größer ist, als bei Fertigfutter
– bekannte Unverträglichkeiten können durch Rohfutter vermieden werden, indem man die Zutat weglässt.

Vorsicht bei der pauschalen Aussage, dass BARFEN die „einzige artgerechte Ernährung“ für den Hund ist. Hier orientiert man sich häufig an den Fressgewohnheiten der Wölfe. Doch wieviel Wolf steckt denn eigentlich noch in unseren Hunden? Hier muss beachtet werden, dass ein Wolf, der im Rudel lebt, in der Regel nicht den Luxus hat, sich ausgewogen zu ernähren. Auch wird kein Wolf in der freien Wildbahn so alt wie unsere Hunde, die mit uns zusammen leben. Der Hund unterlag im Laufe der Evolution vielen Veränderungen, so wurden auf 36 Genen genetische Veränderungen festgestellt, die u.a. auch die Verdauung bzw. Nahrungsverwertung betreffen.

Folgende Nachteile kann das BARFEN haben:
– bei Hygienemängeln können Krankheitserreger (z.B. Salmonellen) übertragen werden (z.B. Infektionsrisiko beim Menschen (!!) bei aufgetautem Geflügelfleisch)
– durch rohes Rindfleisch können Bandwurmfinnen übertragen werden, das Fleisch sollte vor der Fütterung mindestens eine Woche bei -17° bis -20° C eingefroren werden!
– Knochenfütterung birgt Verletzungsrisiken z.B. an Zähnen oder im Magen-Darm-Trakt, bei Fütterung von gekochten Knochen: Gefahr der massiven Verstopfung → Zementkot
– Verfütterung von Schlund kann zu einer Verschiebung der Schilddrüsenwerte führen
– es besteht die Gefahr von einer Mangelversorgung und/oder Überversorgung, wenn die Futterration nicht richtig berechnet ist. Sehr häufig ist hier sowohl ein Calciummangel als auch eine drastische Überversorgung an Calcium zu beobachten. Zusätzlich fehlen vor allem die Spurenelemente Kupfer, Zink und Jod.

Durch eine Blutuntersuchung lassen sich Fütterungsfehler nur schlecht überprüfen. Auch wenn ein Hund kaum Calcium gefüttert bekommt, wird er zum Beispiel trotzdem einen passenden Blut-Calciumspiegel haben, da in einer Mangelsituation Calcium aus dem Knochen frei gesetzt wird. Die einzig sinnvolle Kontrolle ist eine computergestützte Rationsüberprüfung. Zum Beispiel kann
man am Lehrstuhl für Tierernährung in München (089-218078705 von Montag bis Freitag zwischen 10 und 12 Uhr) oder bei der Ernährungsberatungspraxis Futtermedicus (08141-347844) die Rationsüberprüfung und -anpassung in Auftrag geben. Natürlich werden auch hier das Alter und die Lebensumstände des Hundes berücksichtigt. Die Kosten der Berechnung liegen zwischen 50 und 100 € je nach Fall.

Fütterung von Fertigfutter
Manche Tierhalter fühlen sich unbehaglich bei dem Gedanken, ihr Tier lebenslang mit Fertigfutter zu ernähren. Tatsächlich aber bleiben unsere Haustiere länger gesund und haben eine deutlich höhere Lebenserwartung seitdem Fertigfutter den überwiegenden Anteil des Energiebedarfs unserer Hunde (und Katzen) deckt. Immer wieder hört man, dass Fertigfutter Krankheiten bzw. Allergien auslösen soll. Auch hier sollte man beachten, dass durch die gestiegene Lebenserwartung nur „gefühlt“ die Anzahl der Allergien und Krebserkrankungen zugenommen hat. Grundsätzlich kann jedes Futter eine Allergie oder Unverträglichkeit auslösen, verursacht meistens durch eine bestimmte Eiweißquelle. Hier spielt es keine Rolle, ob z.B. Huhn als Zutat im Fertigfutter, in einer selbstgekochten Mahlzeit oder in einer Rohfutter-Ration vorkommt.

Die Heimtiernahrungsindustrie verarbeitet die Teile von lebensmitteltauglichen Schlachttieren, die für den menschlichen Verzehr nicht gewünscht oder vorgesehen sind (z.B. Lunge, Pansen, Euter) oder in der Menge, in der sie anfallen, nicht in Lebensmitteln verarbeitet werden können (z.B. Leber und Niere). Dies gilt auch für das Fleisch in der Rohfütterung. Tiere dürfen nicht extra für die Ernährung von Hund & Katze geschlachtet werden, darum gibt es auch keine „Mäuse in Dosen“ für Katzen…
Die im Tierfutter verarbeiteten Rohstoffe entsprechen qualitativ dem Lebensmittelstandard und sind hygienisch einwandfreie Zutaten, die als Einzelfuttermittel zugelassen sind.
Die Unterschiede (auch im Preis) bei den verschiedenen Fertigfuttermitteln liegen in der Qualität der Rohstoffe, der Zutaten und Zusatzstoffe. In welchem Land wird das Futter hergestellt, welche Ideologien vertreten die Hersteller der Rohstoffe, werden gentechnisch manipulierte Zutaten verwendet, all dies entscheidet über den Preis und die Qualität eines Futters.
Nachteile beim Fertigfutter können die evtl. unzureichende Deklarierung von Inhaltsstoffen wie Geschmacksverstärkern, Farbstoffen, Gewürzen sein. Beispielsweise sieht die Soße im Dosenfutter häufig nur so „lecker“ aus, weil hier mit Zucker nachgeholfen wurde. Natürlich gibt es hier auch negative Folgen für die Zahngesundheit. Es wird für das menschliche Auge produziert: die  „Fleischstücke“ in der Dose sind im Prinzip nichts anderes als mit Wasser und Zusätzen aufbereitetes Trockenfutter…
Beim Trockenfutter ist je nach Größe der Krokette der zahnpflegende Effekt nicht gegeben. Allerdings gibt es auch Futtermittel, die durch die Struktur und Größe der Krokette einen sehr guten Effekt auf die Entfernung des Zahnbelages haben.

Nur Futtermittel, mit denen unsere Praxis lange und gute Erfahrungen gemacht hat,  und von deren hochwertiger Qualität wir überzeugt sind, werden von uns empfohlen.
Interessierte Tierbesitzer können Futterproben, Rationsberechnungen und Informationen passend zu ihrem Tier von uns bekommen. Vor allem übergewichtige Tiere benötigen eine engmaschige und professionelle Betreuung. Hier stehen uns neue Methoden zur Verfügung um beispielsweise mit Hilfe von morphometrischen Messungen den Körperfettindex eines Patienten zu bestimmen. Anhand dieser Daten kann eine individuelle Ernährungsberatung stattfinden.
In unserer Praxis verstehen wir uns als fachmännische Berater in Ernährungsfragen. Wir möchten keine Stellung beziehen, welche Art der Fütterung „die beste“ ist. Wir können beratend zur Seite stehen und Ihnen helfen, die richtige Fütterung für Ihr Tier heraus zu finden, passend zu Patient und Besitzer!
Quellen/Texte:
Dr. Claudia Rade Tierärztin/Tierernährung
Dr. Natalie Zorn Tierärztin/ Zusatzbezeichnung Ernährungsberatung